15.11.2012Rheinische Post: Steinbrück: kleines Karo, große Gefahr
Politische Skandale tragen häufig kleines Karo, aus dem dann das große Bild entsteht. So ist es auch im Falle Peer Steinbrücks, der seinen Freifahrtschein als Abgeordneter auf Vortragsreisen nutzte. Das ist kein Skandal.
Der Redner Steinbrück ist vom Abgeordneten schlecht zu trennen. Öffentlichkeit und politische Gegner sollten ihm die nötige Beinfreiheit gewähren. Das kleinkrämerische Detektivgehabe verwischt zudem den Blick auf die tatsächliche Gefahr für den Kanzlerkandidaten. Er selbst hat diese erst spät benannt: Ihm mangelt es an Fingerspitzengefühl. Der Schaden dadurch entsteht mehr im eigenen Lager.
Denn Sozialdemokraten ziehen von Otto Wels bis Willy Brandt stolz die Traditionslinie ihrer SPD als einer Partei mit sicherem Gespür für das Gute und das Schickliche. Steinbrücks Gedankenlosigkeit in Nebensächlichem und sein wirres Krisenmanagement könnten den Nährboden einer tückischen Charakterdebatte bilden. So kann es für den Kandidaten nur noch darum gehen, nicht noch stärker beschädigt die Weihnachtspause zu erreichen und mit einem möglichen Sieg von Rot-Grün am 20. Januar in Niedersachsen seine Kampagne neu zu start
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